Kurzchronik
Ortsvorsteher Fred Thelen
Die erste urkundliche Erwähnung datiert vom 29. Mai 1283. An diesem Tag vollzog die Äbtissin Agnes des Olsberger Frauenklosters den Tausch ihrer bisherigen Güter zu „Walabuk“ gegen andere Besitzungen in „Ogest“ (heute Augst) mit dem in Säckingen wohnenden Jacobus de Rinvelden (heute Rheinfelden).
Der Name Wallbach, der sich seit der ersten Erwähnung von Walabuk über Walibach, Waldspach bin hin zum heutigen Wallbach, der seit ca. 1600 in Gebrauch ist, entwickelt, deutet auf einen keltischen Ursprung und kann mit Welscher Wald (=Wala-Buch) oder Welschdorf (Walapagus) übersetzt werden.
Bewegte Zeiten gingen auch an Wallbach nicht so vorüber: So fiel 1386 Rudolf von Schönau in der Schlacht bei Sempach und nicht weit von Wallbach kämpften die jungen Eidgenossen gegen Habsburg-Österreich, belagerten ohne Erfolg Säckingen und zogen mit ihren Schiffen bald wieder zurück nach Basel.
Wie die Zeiten so waren, zogen die Wallbacher rund 100 Jahre später unter den Fahnen der Waldstädte zusammen mit den vorderösterreichischen Städten und den Eidgenossen in den Burgunderkrieg, wo sie anschließend den Sieg mitfeiern konnten.
Doch nicht nur gekriegt wurde in dieser Zeit, sondern man profitierte in Wallbach auch vom Aufblühen der Städte im 15. Und 16. Jahrhundert, denn der Rhein als wichtige Verkehrsader brachte für viele Wallbacher Rheingenossen als Flößer und Fischer Verdienst und Wohlstand. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, unter der Kaiserin Maria Theresia, zählte man im Dorf 28 Häuser mit 172 Seelen. Die Kaiserin und ihr Sohn Josef II führten ein vorbildliches Schulwesen mit der Schulpflicht ein.
Mit der französischen Revolution begann eine große Umwälzung. Das mit dem rechtsrheinischen Gebiet in allem verbundene Fricktal fiel 1801 zuerst an Frankreich und später an die Helvetische Republik. Der Rhein wurde Staatsgrenze und trennte damit auch beider Wallbach, das rechtsrheinische fiel nach 500 Jahren Habsburg-Österreich an das Großherzogtum Baden, unsere Schwestergemeinde gehörte kurz zum Kanton Fricktal der Eidgenossenschaft Schweiz, der dann aber bereits nach einem Jahr in den Kanton Aargau überging.
Mit dem Bau der rechtsrheinischen Durchgangsstraße wurde Wallbach 1812 zum Straßendorf. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Wallbach 414 Einwohner, darunter 57 Flößer und Fischer. In den beiden Wirtshäusern Engel (besteht noch heute) und Traube wurde bereits gewirtet. 1856 wurde die Zugstrecke Basel-Waldshut, 30 Jahre später die 1970 stillgelegte Wehratalbahn gebaut. Beide Bahnlinien durchfuhren Wallbach, aber ohne Haltepunkt – um das, was die Wallbacher damals nicht wollten, nämlich eine Störung ihres idyllischen Dorflebens mit einem Bahnhof, kämpfen heute die Wallbacher Ortsvorsteher (Stadteilbürgermeister) seit über 20 Jahren. Derzeit ist der Bahnhalt, nach einer positiv abgeschlossenen Machbarkeitsstudie und Bauplanung so weit, dass er in den nächsten Jahren realisiert werden könnte. Die heutigen Wallbacher sehen in einem Haltepunkt der Bahn unter anderem auch einen Anreiz zur weiteren Ansiedlung.
Das 20 Jahrhundert brachte für Wallbach die Neuzeit. Noch während der Gemeinderat Strafen erteilte
„wegen Laufenlassen der Hennen zur Erntezeit“, die Läden im Dorf an Vorabenden von hohen Festtagen bis 22 Uhr offengehalten werden sollten und auf Wallbachs Wegen die „Luftautos anzuhalten haben, damit Fuhrwerke ungehindert vorbei fahren können“,
begann sich das idyllische Dorfbild zu ändern. Mit dem Bau des Rheinkraftwerkes Rheinfelden kam 1908 die Elektrizität ins Dorf; ein Jahr später erhielt das Dorf eine zentrale Trinkwasserversorgung.
Nach dem zweiten Weltkrieg siedelten sich in den 50ziger Jahren mehrere Industrie- und Gewerbetriebe an und 1970 folgte das erste Neubaugebiet. 1972 registrierte Wallbach 804 Einwohner.
Im Rahmen der Gebietsreform gab Wallbach am 8. März 1972 seine Selbständigkeit auf und schloss sich der Stadt Bad Säckingen an. Mit immerhin einer Millionen Mark als Aussteuerpaket, das sie in diese Ehe einbrachten, ließen sich einige Vorhaben festschreiben. So wurden durch Zusatzvereinbarungen im Eingliederungsvertrag in den folgenden 10 Jahren die Mehrzeckhalle (Flößerhalle), der Kindergarten und eine Sportanlage (Flößerstadion) gebaut sowie weitere Baugebiete erschlossen. Am 3. Dezember 1982 erfolgte der wichtigste Schritt, die Einweihung der Ortsumgehungsstraße. Die Wallbacher konnten beginnen, auch zur Ortsdurchfahrt hin, die vorher mit über 16.000 Fahrzeugen täglich belastet war, zu leben. Ein noch heute sichtbares Zeichen sind an den Häusern entlang der Hauptstraße die nachträglich angebauten Balkone. Ging damals der Verkehr auf rund 1000 Fahrzeuge täglich zurück, sehen wir heute mit inzwischen 3.000 Fahrzeugen wieder eine Grenze erreicht, wo gegengesteuert werden sollte. Eine inzwischen durchgeführte zentrale Maßnahme ist die fast flächendeckende Tempobeschränkung auf 30 km/h, von der sich die Wallbacher neben der Sicherheit für die Schulkinder und Radfahrer wieder mehr Wohnqualität versprechen.
Heute hat sich Wallbach mit seiner Einwohnerzahl von knapp 1500 auf 1972 hin gerechnet fast verdoppelt. Es besteht eine gesunde Infrastruktur mit Kirche, Kindergarten, Grundschule, Bäcker, aber nur noch eine Gaststätte und einer "Beiz" im Müllmuseum, auf das die Wallbacher durch die Eigeninitiative der Betreiberfamilie Thomann besonders stolz sein können. Wallbach bietet im Gewerbe- und Industriegebiet, das mit reichlich Grün von den Wohngebieten abgeschirmt wurde, rund 600 Arbeitsplätze. Sicherlich verblüfft eine Zahl immer wieder: In einem intakten Vereinsleben, 12 Vereine mit unterschiedlichsten Angeboten plus Feuerwehr, fühlen sich immerhin über 1700 Mitglieder, also mehr als Wallbach Einwohner hat, wohl.
Das jeweils am letzten Juli-Wochenende stattfindende Dorffest war nicht nur das erste am Hochrhein, sondern hat jetzt mit über 40 Jahren am längsten überlebt. Es ist das zentrale gemeinsame Fest im Dorf, das seit 2011 mit einem Naturparkmarkt am Sonntag, an dem ausschließlich Produkte aus dem Schwarzwald angeboten werden, ein Alleinstellungsmerkmal.
Wallbach liegt geografisch nicht nur im Herzen Europas, sondern es ist das schönste Dorf am Hochrhein, denn bereits 1992 wurde Wallbach im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ die Goldmedaille auf Landesebene zuerkannt. Aber auch heute geben sich die Wallbacher noch nicht mit der Auszeichnung zufrieden und versuchen immer wieder, ihrenOrt noch attraktiver zu machen.